Filz, Filz und mehr………

 

Im Internet findet man zahlreiche Seiten mit Anleitungen, wie man mit Wolle filzt. Der Mensch muss das erst lernen und eventuell Kurse besuchen, um sich mit der Technik vertraut zu machen. Unsere Tibet Terrier können das mal so nebenbei machen, oft sogar über Nacht im Schlaf.

 

Aber darüber freuen wir uns nicht und sind auch nicht dankbar. Im Gegenteil ….. ein Tibet Terrier mit Filz…das heißt Arbeit vom Feinsten und das Haar kann dann teilweise mal eben so aussehen:

 

 

 

Was filzt und warum?

 

Es filzt nur die Unterwolle, nicht das Deckhaar. Die langen Haare haben nur das Pech in dem Filz mit drin zu hängen. Die Unterwolle filzt wenn sie sich löst und dann nicht ausgekämmt wird. Durch die Reibung der losen Haare bei jeder Hunde-Bewegung verknoten und verdichten sich die losen Haare immer mehr. Je länger die losen Haare drin bleiben umso stärker wird der Filz (erst sind es ja nur ein paar Knötchen und dann kommt immer mehr dazu). Dadurch hat man auch oft den Eindruck, dass der Hund "über Nacht verfilzt ist".

 

Der Filz entsteht immer am Haaransatz, da wo sich die Unterwolle löst. Die einzelnen Haare fallen ja nicht einfach aus, sondern werden von der restlichen Unterwolle und den langen Haaren festgehalten. Deshalb ist es auch so wichtig, immer schichtweise zu kämmen und immer am Haaransatz anzufangen.

 

 

Der Vorteil: Es finden sich so gut wie keine Haare in der Wohnung bzw. auf Decken und Hundesachen.

 

Der Nachteil: Diese losen Haare müssen regelmäßig ausgekämmt werden.

 

Die Unterwolle ist im ständigen Wechsel. Sie wächst zum Winter hin mehr, zum Sommer hin weniger. Im Frühjahr wird sie in größerem Umfang abgestoßen, denn sie hat ja ihren Zweck als Winterschutz erfüllt. Kommt zu diesem Zeitpunkt noch ein Wetterwechsel dazu (plötzlich und schnell warm) oder hormonelle Einflüsse (Hitze bei der Hündin) oder auch der Haarwechsel vom Junghund-Fell zum erwachsenen Hund, fangen die Schwierigkeiten an.

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Ein Gefühl der Hilflosigkeit stellt sich ein und die Kämmeinheiten werden immer länger. Der Mensch und dann auch der Hund werden immer gereizter und ungeduldiger. Tägliches Bürsten und Kämmen ist angesagt.

 

Man mag nicht glauben, dass dies auch mal wieder weniger wird. Einfach den Filz raus schneiden ist auch keine Lösung. Dabei würde man ja auch immer die langen Haare mit abschneiden. Im Fell entstehen dadurch richtige Löcher.

 

Entfernt werden muss der Filz, da sonst keine Luft an die Haut kommt. Unter der Filzschicht juckt die Haut. Der Hund kratzt sich. Dadurch kann es zu kleinen Hautreizungen und Verletzungen kommen. Eindringende Bakterien können sich dann vermehren und weitere Probleme schaffen. Auch können im Filz keine Parasiten gefunden werden.

 

Einzelne kleine Filzstellen können innerhalb weniger Tage zu ganzen Platten zusammen pappen. Man sollte auch bedenken, dass dazwischen auch noch die langen Haare mit verankert sind und durch die Spannung an der Haut ziehen. Wie furchtbar muss dies für den Hund sein. Wie unwohl er sich dabei fühlt.

 

Filzen alle Tibet Terrier?

 

Eigentlich ja, nur bei Tibet Terrier mit sehr wenig Unterwolle hält es sich erfahrungsgemäß in Grenzen. Deren Besitzer schauen dann ungläubig auf die Wollberge, die bei anderen Hunden entfernt werden. Und neidisch schaut deren Besitzer auf die wenige Arbeit. Ob ein Tibet Terrier viel oder wenig Unterwolle bekommt, hängt unter anderem mit der Haarstruktur oder auch mit seiner genetischen Veranlagung zusammen.

 

Aber auch bei extrem viel Unterwolle muss kein Filz entstehen, wenn die lose Unterwolle immer rechtzeitig entfernt wird. Das kann, muss aber nicht, dann schon mal in stundenlangen Kämmsitzungen ausarten.

Das Ziel sollte aber sein, gar nicht erst Filz entstehen zu lassen.

 

Je besser und gründlicher die Unterwolle bei der wöchentlichen Pflege entfernt wird umso besser. Auch ich habe am Anfang den Fehler gemacht, die sich lösende Unterwolle mehr schön und glatt zu kämmen als sie zu entfernen. Da brauchte ich mich nicht zu wundern, dass schon nach wenigen Tagen an der gleichen Stelle wieder neue Knoten und Verfilzungen entstanden.

 

 

 

 

Wie entferne ich Filz?

 

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten und dazu das passende „Werkzeug“.

 

Scheren mit der Schermaschine

Der radikale Weg und eigentlich nur als Notlösung gedacht. Sollte/muss immer dann erfolgen, wenn der Hund aus welchen Gründe auch immer; vollständig verfilzt ist: Da wäre Auskämmen meistens nur Quälerei für den Hund. Danach kann man dann die Pflege von Grund auf wieder gezielt aufbauen.

 

Kamm

Kammspitze senkrecht durchs Fell ziehen. Erfahrung: Ziept ziemlich und ist für den Hund eher unangenehm. Ist aber eine gute Möglichkeit bei sehr kleinen, einzelnen Filzstellen, die auch noch sehr locker sind. Außerdem steht mit der Kammspitze nur eine kleine Fläche als Werkzeug zur Verfügung.

 

Schere

Mit der Schere den Filz senkrecht in Wuchsrichtung von der Haut weg aufschneiden. Manchmal nötig und eine Erleichterung, um für die Bürste „Grifffläche“ zu schaffen. Den gleichen Effekt erreicht man auch mit einem „King Coart“, ein Gerät mit mehreren Klingen.

 

Bürste

Meine persönliche Erfahrung für die meisten Hunde die ideale Lösung. Mit einer Bürste werden dabei die langen Haare aus dem Filz raus gezogen und dieser dadurch auch gleichzeitig gelockert.

 

Zur Vorarbeit benutze ich eine Bürste mit Stahlstiften. Damit entferne ich schon ein kleiner Teil der losen Haare.

 

Diese Bürste nehme ich auch zur täglichen Pflege meiner Hunde.

 

Bei dieser Vorarbeit stellt sich auch schnell raus, wo die schlimmsten Stellen sind und dort fange ich auch mit der eigentlichen Arbeit an.

 

 

Ich komme bei Filz am besten mit der lila Les Poochs (LP) zurecht. Nach meiner Erfahrung bleiben die meisten Hunde dabei entspannt. Geschont wird auf diesem Wege auch das einzelne Haar. Dabei ist es wichtig immer am „Übel“ sprich dem Filzknoten zu bleiben und sich nicht zu verzetteln. Mit der Les Poochs werden ja auch die langen Haare aus dem Filzknoten gezogen. Diese liegen dann ausgekämmt über dem Knoten. Nun ist es wichtig, diese langen Haare auf Seite zu schieben um danach weiter den am eigentlichen Filz-Knoten zu arbeiten. Mit den Fingern gut gegenhalten am Haaranfang ist auch wichtig, damit es weniger ziept.

 

 

Bei mehreren Filzstellen, sich immer erst nur eine Stelle vornehmen (am besten immer mit der schlimmsten Stelle anfangen) und die aber 100%ig entfernen. Das kann durchaus 1-2 Stunden dauern. Danach den Hund und auch sich selber eine Pause gönnen und erst am nächsten Tag an anderer Stelle genau so gründlich weiter machen.

Nach einigen Tagen kann der Hund so wieder komplett filzfrei sein. Dabei kommt dann auch mal schnell so ein Wollberg zusammen.

 

 

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Man sollte nicht den Fehler machen und sich selber unter Druck setzen, den ganzen Hund in einer Sitzung komplett filzfrei zu bekommen. Das ist zwar durchaus möglich. Oft dauert die Kämmsitzung dann aber zu lange. Nach mehr als 3 Stunden kann es sein, dass der Hund unruhig wird. Man selber wird müde, eventuell dadurch auch etwas gereizt. Dies wiederum färbt auf den Hund ab. Frust kommt auf und das Gefühl, dass man nie fertig wird.

 

Besser ist es, mit einem Erfolg (für sich und für den Hund) aufzuhören und am nächsten Tag motiviert wieder anzufangen.

Erleichterung kann auch sein, den Hund vorher zu baden und etwas Conditioner im Haar zu lassen. Pflege im Fell macht das einzelne Haar geschmeidiger und dadurch lassen sich die Filzverknotungen besser lösen.

 

Von LP gibt es auch eine Bürste mit roten Griff (Mat Zapper).Diese benutze ich persönlich nicht gerne. Da diese Bürste sehr harte „Stifte“ hat, sollte mit dieser sehr vorsichtig gearbeitet werden. Ich selber habe immer Angst, damit den Hund zu verletzen.

Für andere Hundebesitzer ist diese Bürste aber genau die richtige und sie arbeiten im Anschluss mit einer weicheren Bürste weiter. Das muss jeder für sich selber herausfinden.

 

 

 

 

Ich arbeite lieber mit der etwas weicheren lila LP.

 

Ideal ist es, wenn man die Arbeitstechnik mit diesen Bürsten an seinem Hund gezeigt bekommt. Die richtige Technik ist die „halbe Miete“ fürs gute und schnelle Arbeiten.

 

 

 

 

Auf Attilas HP http://www.attilaspfotenwelt.de/ sind Videos eingestellt, wo die richtige Technik gezeigt wird.

 

 

 

 

Es gibt noch Hilfen, die ich selber aber noch nicht ausprobiert habe:

 

Conditioner pur auf die Filzstelle auftragen und mit den Fingern leicht einreiben. Danach den Filzknoten auskämmen.

Das gleiche geht auch mit Babypuder.

Mittlerweile gibt es auch spezielle Entfilzungs-Sprays, mit denen der Filzknoten eingesprüht werden und sich dadurch besser lösen sollen. Falls nötig, muss der Hund aber anschließend gebadet werden, um die Rückstände des Sprays aus dem Fell zu entfernen.

 

Der aufgeschriebene Lösungsansatz soll zeigen, wie ich persönlich mit dieser speziellen Pflege zu recht komme. Bestimmt gibt es auch noch andere Vorgehensweisen, aber der Weg ist das Ziel und bekanntlich führen „viele Wege nach Rom“ oder zum Ziel, seinen Hund filzfrei zu halten bzw. zu bekommen.

 

Ich hoffe, dass dieser Artikel auch besonders unerfahrene Tibet Terrier-Neubesitzer vor so unliebsamen Überraschungen bewahrt wie auf den folgenden Bildern zu sehen.

 

Bei dem Bild würde man auf Anhieb nicht vermuten, wie es unter dem Deckhaar aussieht. Attila sieht hier nur ein wenig „füllig“ aus.

 

Nur beim Anheben des Haares kommt dann diese böse Überraschung zum Vorschein:

 

 

 

 

 

Und so schön können verfilzte Tibet Terrier aussehen………aber leider, leider nur als Deko:

 

 

 

Simone Spies zeigt auf ihrer HP http://www.tierhaar-filzbar.de/

 

schöne Dinge aus der ausgekämmten Wolle unserer vierbeinigen Lieblinge.